• Die Frachtraten für Trockengüter und Containertransport begannen ab der zweiten Jahreshälfte 2020 mit einer begrenzten Aufwärtsbewegung. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 setzte sich diese Bewegung fort. Bei den Frachtraten für Flüssiggüter lässt sich aus den Daten jedoch keine Erholung ablesen.
• Sowohl die Öl- als auch die Treibstoffpreise setzten ihren Aufwärtstrend im ersten Halbjahr 2021 fort. Die Treibstoffpreise in der Binnenschifffahrt stiegen um 12,5 %, von 45,29 €/100L im ersten Quartal 2021 auf 50,96 €/100L im zweiten Quartal 2021.
• In der zweiten Jahreshälfte 2021 und im Jahr 2022 werden die Treibstoffpreise in der Binnenschifffahrt voraussichtlich zwischen 54 und 60 €/100L liegen. Grundlage für diesen Ausblick sind die Ölpreisprognosen.

 

FRACHTRATEN IN DER RHEINREGION 1

  • Im ersten Halbjahr 2021 haben sich die Spotmarkt-Frachtraten für Gasöl im ARA-Rhein-Handel negativ entwickelt. Damit setzte sich die Entwicklung fort, die nach der Niedrigwasserperiode 2018 begonnen hatte. Ein wesentlicher Treiber, der die Frachtraten belastet, ist die anhaltende Pandemie mit ihrem negativen Einfluss auf die Mobilität und die Treibstoffnachfrage. Auch von hydrologischer Seite konnten die Frachtraten nicht gestützt werden, da die Wasserstände mit Ausnahme einer Periode Ende April recht hoch waren. Die auf den Spotmärkten für Ölprodukte steigenden Preise wirkten sich ebenfalls negativ auf die Frachtraten aus. Schließlich war die Terminstruktur auf den Terminmärkten auf Backwardation ausgerichtet.
  •  

    ABBILDUNG 1: ENTWICKLUNG DER FRACHTRATEN FÜR GASÖL AUS DER ARA-REGION ZU ZIELORTEN AM RHEIN (INDEX 2015 = 100)


    Quelle: ZKR-Berechnung auf der Grundlage von PJK International
    * Die PJK erhebt Frachtraten (in Euro pro Tonne) für den ARA-Rhein-Handel mit flüssigem Massengut. Die ZKR rechnet diese Werte in einen Index mit Basisjahr 2015 um. Niederrhein: Duisburg, Köln. Oberrhein: Karlsruhe, Basel. Main: Frankfurt/M.

     

  • Das niederländische Statistikamt (CBS) erhebt Frachtratendaten von einer Reihe niederländischer Binnenschifffahrtsunternehmen. Diese Daten werden zweimal pro Quartal erhoben und enthalten Treibstoff- und Niedrigwasserzuschläge.
  •  

    ABBILDUNG 2: ENTWICKLUNG DER FRACHTRATEN PRO QUARTAL FÜR NIEDERLÄNDISCHE BINNENSCHIFFFAHRTSUNTERNEHMEN NACH MARKTSEGMENT (INDEX 2015 = 100, VIERTELJÄHRLICHE DATEN)


    Quelle: Centraal Bureau voor de Statistiek (Binnenvaartdiensten; prijsindex)
     

  • Im dritten Quartal 2020 schienen sich die Transportpreise für Trockengüter und Container zu stabilisieren. Für die folgenden Quartale ist ein Aufwärtstrend zu erkennen. Bei Flüssiggütern blieben die Frachtraten auf einem niedrigen Niveau.
  • Da es im ersten Halbjahr 2021 keine niedrigen Wasserstände gab, wurden die Frachtraten hauptsächlich von der Transportnachfrage beeinflusst. Wie Kapitel 1 gezeigt hat, war die Transportnachfrage nach Flüssiggütern leicht rückläufig, während die Beförderung von Trockengütern und Containern zunahm. Die Entwicklung der Frachtraten nach Ladungssegmenten spiegelt diese unterschiedlichen Trends wider.

 
 

ENTWICKLUNG DER TREIBSTOFFKOSTEN

  • Die Treibstoffkosten werden auf der Grundlage der vom Energiepreisüberwachungssystem des belgischen Wirtschaftsministeriums veröffentlichten Gasöl-/Dieselpreise analysiert2. Ein Vergleich mit den Ölpreisen zeigt eine sehr enge Korrelation, die als Grundlage für einen Ausblick auf die Treibstoffpreise dient.
  • Im Laufe des Jahres 2021 folgten die Ölpreise – und damit auch die Treibstoffpreise – weiterhin einem steigenden Trend. Der Ölpreis erreichte im zweiten Quartal 2021 68,8 US-Dollar (ca. 57,3 Euro bei einem Wechselkurs von 1,20 USD/EUR).
  •  

    ABBILDUNG 3: DURCHSCHNITTLICHE TREIBSTOFFPREISE NACH ANGABEN DES BELGISCHEN WIRTSCHAFTSMINISTERIUMS UND PREISE FÜR ROHÖL DER BRENT-ÖL-SORTE EINSCHLIESSLICH PROGNOSE *


    Quellen: ITB und SPF Economie (Treibstoffpreis). US Energy Information Administration (Ölpreis). Federal Reserve Economic Data (historischer Wechselkurs US-Dollars/Euro). 1 Barrel (bbl) = 159 Liter.
    * IMF = International Monetary Fund WEO Update Juli 2021; EIA = US Energy Information Administration. In der Prognose wird für die Jahre 2021 und 2022 ein nominaler Wechselkurs von 1,17 US-Dollar pro Euro angenommen.

     

  • Die US Energy Information Administration (EIA) prognostiziert in ihrem jüngsten kurzfristigen Ausblick vom September 2021, dass die Spotpreise für Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2021 im Durchschnitt etwa 72 US-Dollar pro Barrel betragen werden und im Jahr 2022 etwa 66 US-Dollar pro Barrel, verglichen mit einem Durchschnitt von 41,8 US-Dollar im Jahr 2020. Der Ölpreisausblick des IWF deutet auf etwas niedrigere Werte hin. Dies liegt an unterschiedlichen Annahmen über das Tempo der wirtschaftlichen Erholung und das Wachstum der Ölproduktion der OPEC-Länder und der USA3.
  • Die Brennstoffpreise in der europäischen Binnenschifffahrt werden nicht nur durch die Ölpreise, sondern auch durch den Wechselkurs zwischen US-Dollar und Euro beeinflusst. Die Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro, die im März 2020 begann, setzte sich bis Mai 2021 fort und erreichte am Ende dieses Monats 1,22 US-Dollar pro Euro. Dies dämpfte die Treibstoffpreise in der europäischen Binnenschifffahrt. Im August 2021 verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar aufgrund einer schwachen Konjunktur in Europa etwas an Wert und pendelte sich bis September bei 1,17-1,18 US-Dollar pro Euro ein. Es wird erwartet, dass sich die europäische Währung in den Jahren 2021 und 2022 nicht wesentlich von dieser Spanne entfernen wird45.
  • Auf der Grundlage dieser Überlegungen wird erwartet, dass die Treibstoffpreise in der Binnenschifffahrt für den Rest des Jahres 2021 und im Jahr 2022 in einer Spanne zwischen 54 und 60 €/100L liegen werden.